im umgenähten langen Tragetuch
Diese Bindeweise sowie die Veränderungen am Tragetuch (Nähen eines doppelten Stofftunnels in der Mitte) habe ich mir selbst ausgedacht.
Die Anleitung sieht kompliziert aus, aber wenn man sich erst einmal hineingedacht hat, ist alles ganz logisch. Belohnt wird man mit einer wirklich komfortablen Tragekonstruktion. 🙂
So sieht das umgenähte lange Tragetuch (mind. Gr. 7) anfänglich aus:

Um zwei Kinder darin tragen zu können, muss man zunächst die beiden Tuchenden durch jeweils einen Stofftunnel zu ziehen. Hierzu sollte man eine (saubere) Grillzange oder ein ähnliches Werkzeug zu Hilfe nehmen. Beim Einfädeln kann man das Tuch so drehen, dass der Stofftunnel, durch den man gerade die Tuchbahn zieht, oben liegt.

Bis hierhin sieht es unkompliziert aus. 🙂
Nun folgen zwei weitere Schritte, die auf den ersten Blick verwirrend wirken können:
Die Tuchbahnen werden überkreuzt (siehe Bild links – X) und schließlich legt man die Tuchenden (5 und E) noch von hinten bzw. unten um die Haupttuchbahnen (1 und A), in welcher die Babys später sitzen werden. Das ist im rechten Bild zu sehen. Dabei kommt die Tuchbahn, die oben rechts liegt (3), unten (als 4) in die linke Schlaufe (1+2). Die Tuchbahn, die oben links liegt (C), wird unten (als D) in die rechte Schlaufe (A+B) gelegt.
1, 2, 3, 4 und 5 bilden eine Einheit. A, B, C, D und E bilden die andere Einheit.

Nun ist das Tuch soweit vorbereitet, dass man es “anziehen” kann. Dazu legt man es am besten mit dem Vorderteil nach unten vor sich hin, schlüpft mit den Armen von hinten in die Konstruktion hinein und stülpt sie sich über den Kopf. Durch insgesamt vier Tuchbahnen (C+3 sowie B+2) muss man mit seinem Kopf schlüpfen. Die beiden oberen Tuchbahnen (C und 3) kommen auf den Schultern zu liegen. Durch die beiden unteren Tuchbahnen (2 und B) muss man auch mit den Armen durchfahren. Diese Tuchbahnen kommen dann unter den Armen um den Brustkorb herum zu liegen.

Nun kann es losgehen. Jetzt können die Babys nacheinander in der bequemen Trage ihren Platz einnehmen. 🙂

Man nimmt sich das erste Baby und legt es sich so über die Schulter, dass es gut von oben in seine Tuchbahn (1) und seinen unteren Tuchstrang (4) hineingleiten kann. Zum Einfädeln der Beinchen rafft man die Tuchbahn etwas. Schon beim Hineingleiten des Babys fächert man die Tuchbahn um seinen Rücken auf, wobei man darauf achten muss, dass unten genug Tuchstoff übrig bleibt, dass man ein Beutelchen um Baby Po formen kann, der bis in seine Kniekehlen und hinauf zu seinem Bauchnabel reicht.

Nun geht es an das Festziehen des Tuchs. Zuerst zieht man es im Bereich der Schulter (3) Strähne für Strähne straff, v. a. an der Tuchkante, die im Nacken des Kindes verläuft. Als nächstes zieht man den Stoff unterhalb des Stofftunnels (bei 4) nach. Bis zu diesem Schritt muss man das Kind zusätzlich stützen, damit nichts verrutscht. Wenn man dann aber das Tuchende (5), was oben aus der Haupttuchbahn (1) heraushängt, festzieht (zuerst nach oben, dann zur Seite bzw. nach hinten), sitzt das Baby auch ohne Halt von außen sicher und durch die Reibung des Tuchs auch schon relativ fest.
Bevor man das zweite Kind in die Trage setzt, muss man sich unbedingt die Tuchbahn des ersten Kindes, welche über die Schulter verläuft (3), teilweise nach außen über die Schulter bis auf den Oberarm ziehen. Anderenfalls verrutscht die Tuchbahn beim Hantieren so, dass sie unangenehm am Hals einschneidet. Mit einem Kind in den Armen lässt sich das dann auch leider nicht so einfach korrigieren …
Ebenfalls vor dem Aufnehmen und dem Hineinsetzen des zweiten Kindes schiebt man das erste Kind weit zur Seite bzw. nach hinten und nimmt den eigenen Arm um das Kind nach vorn, sodass es hinter diesem Arm sitzt. Dadurch hat man beide Hände für das zweite Kind zur Verfügung. 🙂

Das Hineinsetzten des zweiten Kindes, das Auffächern der Haupttuchbahn (A), das Formen des Beutelchens um seinen Po und auch das Schauen, ob seine Beinchen unter dem Tuchstrang D verlaufen, sind wie beim ersten Kind.

Auch das Festziehen des Tuchs in analog wie beim ersten Kind. Zuerst macht man es im Tuchabschnitt C, dann im Bereich D und schließlich mit dem Tuchende (E).
Anschließend ist es, wenn das erste Kind nun zu tief oder zu locker sitzt, ggf. vonnöten, das Tuch auch beim ersten Kind noch etwas nachzuziehen.

Als vorletzter Schritt folgt das Verknoten der Tuchenden mit einem einfachen Knoten auf dem Rücken. Das gelingt nur, wenn die Tuchenden lang genug sind, um sie mit den Armen so straffzuziehen, wie auf den beiden mittleren Bildern zu sehen ist. Für kleinere Menschen reicht ein 5,4 m langes Tuch, für größere Menschen empfehle ich ein noch längeres Tuch (z. B. Größe 8, 9 oder 10 oder eine Sonderanfertigung).
Ganz zuletzt sollte man die über die Schultern verlaufenden Tuchbahnen noch optimieren, ggf. insg. etwas nach außen schieben oder die zum Hals zeigenden Tuchkanten nach außen schlagen.

Das Herausnehmen der Kinder ist einfach und unabhängig voneinander möglich:

Man streift dazu entweder die Haupttuchbahn nach oben und hebt anschließend das Kind nach oben aus dem unteren Tuchstrang heraus (siehe Fotos links) oder man nimmt die Haupttuchbahn zusammen mit dem unteren Tuchstrang nach oben und lässt das Kind nach unten auf den eigenen angewinkelten Oberschenkel gleiten (wie auf den Fotos rechts zu sehen ist).
Wenn man ein Kind herausgenommen hat und das andere noch weiter tragen möchte, so muss man das Tuch straffen. Dazu zieht man den einfachen Knoten am Rücken beherzt fester, wobei sich eine Menge Tuchstoff bewegt (siehe drittes Foto). Danach sollte wieder alles passen. 🙂
Zum Einsatz kam: umgenähtes Tragetuch von Hoppediz, Modell “Nairobi”, original Länge 5,65 m (5,8 m) = Gr. 7/8.
im langen Tragetuch
Auch mit einem nicht umgenähten langen Tuch kann man die Schmetterlingstrage binden, da man die Funktion der Stofftunnel durch einen Knoten in der Haupttuchbahn und geschicktes Legen der Tuchstränge durch den Knoten hindurch imitieren kann. Hierbei hat man sogar die Wahl zwischen zwei verschiedenen Varianten.
Wie immer klingt es komplizierter aus, als es eigentlich ist. 🙂
Variante mit quer verlaufendem Tuch
Diese Variante ist analog der Bindeweise mit dem umgenähten Tuch.
Variante mit V-förmig verlaufendem Tuch
Bei dieser Variante ist der Tuchverlauf wie bei der Bindeweise mit zwei Ringen: Die Tuchmitte kommt in der Mitte des Brustkorbs zum Liegen, die Tuchbahnen links und rechts der Mitte verlaufen über die Schultern auf den Rücken …
Die Fotos dazu kommen noch.
im langen Tragetuch – mit einem fest eingebundenen Ring
…
im mittellangem Tragetuch – mit einem fest eingebundenen Ring
Variante mit Ring vorn
Variante mit Ring hinten
im langen Tragetuch – mit zwei Ringen

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Zum Einsatz kamen: Tragetuch von Didymos, Modell “Doubleface Lenz”, Länge 5,0 m (5,2 m) = knappe Gr. 7 sowie Ring Gr. XL.
im mittellangen Tragetuch – mit zwei Ringen
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Bindeweisen, die sich nicht bewährt haben
Diese möchte ich Dir auch gern zeigen, weil sie sich eignen, das Verständnis zu fördern, worauf es ankommt und wo Fehlerquellen liegen.
Bei unseren Anstrengungen, passende Bindeweisen für zwei Kinder mit einem Tuch zu finden, haben wir viel ausprobiert – eigene Ideen als auch Bindeweisen, die wir auf Fotos gesehen hatten. Häufig sind wir auch gescheitert …, haben uns gefragt, wie das gehen soll, wo unsere Denkfehler liegen …
Schließlich bin ich zu dem Schluss gekommen, dass bei der Schmetterlingstrage zwei Bedingungen erfüllt sein müssen:
- Die Haupttuchbahn, in welcher beide Kinder sitzen, darf nicht von einem zum anderen Kind hin verrutschen. Gleiches gilt, wenn die Kinder in verschiedenen Tuchbahnen sitzen: Diese dürfen sich nicht gegeneinander verschieben.
Sonst würde Folgendes passieren:
Das Kind, welches als erstes im Tuch sitzt, würde nach unten rutschen, noch ehe man das zweite Kind hineingesetzt hat, da es Tuchstoff, welcher für das zweite Kind vorgesehen ist, “klaut”. Für das zweite Kind wäre das Tuch dann viel zu eng, sodass man es gar nicht erst hineinsetzen kann. - Die Tuchstränge, die für das Festziehen der Tuchbahnen genutzt werden, müssen einer solchen Reibung ausgesetzt sein, dass sie auch halten, wenn der finale Knoten aus beiden Tuchenden noch nicht gemacht wurde.
Sonst würde Folgendes passieren:
Beim Einbinden des zweiten Kindes würde sich das Tuch um das erste Kind wieder lockern und das Kind würde ein Stück weit nach unten rutschen, nicht mehr in der optimalen Position sitzen.
Beim Herausnehmen des ersten Kindes würde sich das Tuch um das zweite Kind lockern, sodass dieses nicht mehr ausreichend gesichert wäre.
Mithilfe der folgenden Beispiele wirst Du das gut nachvollziehen können:
im langen Tragetuch mit “verwebten” Tuchsträngen

Diese Variante wird vorgebunden wie die Wickelkreuztrage. Dann werden die nach vorn kommenden Tuchstränge erst überkreuzt, der vordere hinter der Haupttuchbahn durchgeführt, der hintere davor, dann werden die beiden Tuchstränge noch einmal umeinander gedreht. Schließlich werden sie links und rechts in die Haupttuchbahn von innen eingehangen. Alle weiteren Schritte sind wie bei der Schmetterlingstrageweise mit dem umgenähten Tragetuch.
Durch das “Verweben” der Tuchstränge kombiniert mit ihrem Verlauf innerhalb der Tuchbahn hinten am Rücken halten diese recht gut, wenn sie straffgezogen wurden. Aber: Die Haupttuchbahn ist vorn nur zwischen den zwei Tuchsträngen eingeklemmt, sodass sie zwischen den Kindern beweglich ist. Damit ist eine der Grundbedingungen für das Gelingen der Schmetterlingstrage nicht erfüllt.
Zum Einsatz kam: Tragetuch von Hoppediz, Modell “Delhi light”, Länge 5,15 m (5,3 m) = Gr. 6/7.
im langen Tragetuch mit einem Ring

Bei dieser Bindeweise wird ein großer Ring in die Mitte des Tuchs durch Bildung einer Schlaufe eingebunden. Die Position des Ringes am Tuch ist nicht verschieblich. Somit ist klar definiert ist, wieviel Tuchstoff jedem der Kinder zur Verfügung steht. Kein Kind kann dem anderen Kind Tuchstoff “klauen”, womit die erste Bedingung für eine gelungene Schmetterlingstrage erfüllt ist.
Die Tuchbahnen werden auf dem Rücken gekreuzt und vorn durch den Ring gefädelt. Die Tuchenden werden von innen in die Tuchbahnen, in denen die Kinder sitzen werden, eingehangen.
Das Hineinsetzen der Kinder funktioniert anfangs wie bei der Hüftschlinge mit einem Ring und wird dann wie bei der Schmetterlingstrage mit dem umgenähten Tragetuch vollendet (siehe mittleres Foto und zweites Foto von rechts), einschließlich des Verknotens der Tuchenden auf dem Rücken.
Was sind nun das Mankos bei dieser Bindeweise?
Im Ring werden die Tuchstränge nicht durch Reibung gehalten. Nur das Hochziehen des Tuchstrangs innerhalb der Tuchbahn in Rückennähe (wie im zweiten Foto von rechts zu sehen) bringt etwas Reibung und damit Halt. Das ist zu wenig. Somit ist die zweite Bedingung für die Schmetterlingstrage nicht erfüllt.
Außerdem hat sich gezeigt, dass der Metallring beim Herausnehmen der Kinder deren Köpfe streift, was eine Verletzungsgefahr darstellt, die nicht sein sollte.

Auf dem Foto in der Mitte kann man gut erkennen, dass das eine Kind nach dem Herausnehmen des anderen Kindes (verbunden mit der Öffnung des finalen Knotens der Tuchenden) heruntergerutscht ist. Das ist nicht nur unangenehm, sondern auch gefährlich!
Auf den beiden rechten Fotos geht es um die Nähe des Ringes zum Kopf beim Herausnehmen. Das bewusste Weghalten des Ringes aus Kopfnähe hat nicht funktioniert.
Zum Einsatz kamen: Tragetuch von Didymos, Modell “Doubleface Lenz”, Länge 5,0 m (5,2 m) = knappe Gr. 7 sowie Ring Gr. XL.