Um es gleich vorweg zu nehmen: Von allen Zwei-Kind-Trageweisen sind dies die komplexesten. Sie eignen sich für Menschen, die wirklich gern binden und die auch Spaß daran haben, etwas zu tüfteln, sich in Details hineinzudenken und ihr räumliches Vorstellungsvermögen zu trainieren.
Bei den ersten Bindeanleitungen dieser Art habe ich die Fotos mit Ziffern und Buchstaben versehen, um die einzelnen Abschnitte des Tuchs kennzeichnen zu können. Ein Blick auf die Fotos mag vielleicht zu der Erkenntnis führen: “Oh Gott, hier muss ich ja nachdenken!”. Das stimmt auch, doch es sieht auf den ersten Blick tatsächlich schlimmer aus, als es ist. Wenn man sich erst einmal hineingedacht hat, ist alles ganz logisch.
Vom Verstehen der Konstruktion bis zum sicheren Beherrschen des Einbindens beider Kinder auch ohne Hilfe von außen ist es unbedingt erforderlich zu üben: anfangs am besten mit Puppen und später, wenn statt der Puppen die Kinder in das Tragetuch einziehen, mit einem weiteren Erwachsenen, der mit Rat und Tat zur Seite steht.
Belohnt wird man mit wirklich komfortablen Tragevarianten, die sich vor allem für die erste Zeit mit Zwillingen eignen. 🙂
im Tragetuch ohne Ring
im umgenähten langen Tragetuch
Diese Bindeweise sowie die Veränderungen am Tragetuch (Nähen eines doppelten Stofftunnels in der Mitte) habe ich mir selbst ausgedacht.
So sieht das umgenähte lange Tragetuch (mind. Gr. 7) anfänglich aus:

Um zwei Kinder darin tragen zu können, muss man zunächst die beiden Tuchenden durch jeweils einen Stofftunnel zu ziehen. Hierzu sollte man eine (saubere) Grillzange oder ein ähnliches Werkzeug zu Hilfe nehmen. Beim Einfädeln kann man das Tuch so drehen, dass der Stofftunnel, durch den man gerade die Tuchbahn zieht, oben liegt.

Bis hierhin sieht es unkompliziert aus. 🙂
Nun folgen zwei weitere Schritte, die auf den ersten Blick verwirrend wirken können:
Die Tuchbahnen werden überkreuzt (siehe Bild links – X) und schließlich legt man die Tuchenden (5 und E) noch von hinten bzw. unten um die Haupttuchbahnen (1 und A), in welcher die Babys später sitzen werden. Das ist im rechten Bild zu sehen. Dabei kommt die Tuchbahn, die oben rechts liegt (3), unten (als 4) in die linke Schlaufe (1+2). Die Tuchbahn, die oben links liegt (C), wird unten (als D) in die rechte Schlaufe (A+B) gelegt.
1, 2, 3, 4 und 5 bilden eine Einheit. A, B, C, D und E bilden die andere Einheit.

Nun ist das Tuch soweit vorbereitet, dass man es “anziehen” kann. Dazu legt man es am besten mit dem Vorderteil nach unten vor sich hin, schlüpft mit den Armen von hinten in die Konstruktion hinein und stülpt sie sich über den Kopf. Durch insgesamt vier Tuchbahnen (C+3 sowie B+2) muss man mit seinem Kopf schlüpfen. Die beiden oberen Tuchbahnen (C und 3) kommen auf den Schultern zu liegen. Durch die beiden unteren Tuchbahnen (2 und B) muss man auch mit den Armen durchfahren. Diese Tuchbahnen kommen dann unter den Armen um den Brustkorb herum zu liegen.

Nun kann es losgehen. Jetzt können die Babys nacheinander in der bequemen Trage ihren Platz einnehmen. 🙂

Man nimmt sich das erste Baby und legt es sich so über die Schulter, dass es gut von oben in seine Tuchbahn (1) und seinen unteren Tuchstrang (4) hineingleiten kann. Zum Einfädeln der Beinchen rafft man die Tuchbahn etwas. Schon beim Hineingleiten des Babys fächert man die Tuchbahn um seinen Rücken auf, wobei man darauf achten muss, dass unten genug Tuchstoff übrig bleibt, dass man ein Beutelchen um Baby Po formen kann, der bis in seine Kniekehlen und hinauf zu seinem Bauchnabel reicht.

Nun geht es an das Festziehen des Tuchs. Zuerst zieht man es im Bereich der Schulter (3) Strähne für Strähne straff, v. a. an der Tuchkante, die im Nacken des Kindes verläuft. Als nächstes zieht man den Stoff unterhalb des Stofftunnels (bei 4) nach. Bis zu diesem Schritt muss man das Kind zusätzlich stützen, damit nichts verrutscht. Wenn man dann aber das Tuchende (5), was oben aus der Haupttuchbahn (1) heraushängt, festzieht (zuerst nach oben, dann zur Seite bzw. nach hinten), sitzt das Baby auch ohne Halt von außen sicher und durch die Reibung des Tuchs auch schon relativ fest.
Bevor man das zweite Kind in die Trage setzt, muss man sich unbedingt die Tuchbahn des ersten Kindes, welche über die Schulter verläuft (3), teilweise nach außen über die Schulter bis auf den Oberarm ziehen. Anderenfalls verrutscht die Tuchbahn beim Hantieren so, dass sie unangenehm am Hals einschneidet. Mit einem Kind in den Armen lässt sich das dann auch leider nicht so einfach korrigieren …
Ebenfalls vor dem Aufnehmen und dem Hineinsetzen des zweiten Kindes schiebt man das erste Kind weit zur Seite bzw. nach hinten und nimmt den eigenen Arm um das Kind nach vorn, sodass es hinter diesem Arm sitzt. Dadurch hat man beide Hände für das zweite Kind zur Verfügung. 🙂

Das Hineinsetzten des zweiten Kindes, das Auffächern der Haupttuchbahn (A), das Formen des Beutelchens um seinen Po und auch das Schauen, ob seine Beinchen unter dem Tuchstrang D verlaufen, sind wie beim ersten Kind.

Auch das Festziehen des Tuchs in analog wie beim ersten Kind. Zuerst macht man es im Tuchabschnitt C, dann im Bereich D und schließlich mit dem Tuchende (E).
Anschließend ist es, wenn das erste Kind nun zu tief oder zu locker sitzt, ggf. vonnöten, das Tuch auch beim ersten Kind noch etwas nachzuziehen.

Als vorletzter Schritt folgt das Verknoten der Tuchenden mit einem einfachen Knoten auf dem Rücken. Das gelingt nur, wenn die Tuchenden lang genug sind, um sie mit den Armen so straffzuziehen, wie auf den beiden mittleren Bildern zu sehen ist. Für kleinere Menschen reicht ein 5,4 m langes Tuch, für größere Menschen empfehle ich ein noch längeres Tuch (z. B. Größe 8, 9 oder 10 oder eine Sonderanfertigung).
Ganz zuletzt sollte man die über die Schultern verlaufenden Tuchbahnen noch optimieren, ggf. insg. etwas nach außen schieben oder die zum Hals zeigenden Tuchkanten nach außen schlagen.

Das Herausnehmen der Kinder ist einfach und unabhängig voneinander möglich:

Man streift dazu entweder die Haupttuchbahn nach oben und hebt anschließend das Kind nach oben aus dem unteren Tuchstrang heraus (siehe Fotos links) oder man nimmt die Haupttuchbahn zusammen mit dem unteren Tuchstrang nach oben und lässt das Kind nach unten auf den eigenen angewinkelten Oberschenkel gleiten (wie auf den Fotos rechts zu sehen ist).
Wenn man ein Kind herausgenommen hat und das andere noch weiter tragen möchte, so muss man das Tuch straffen. Dazu zieht man den einfachen Knoten am Rücken beherzt fester, wobei sich eine Menge Tuchstoff bewegt (siehe drittes Foto). Danach sollte wieder alles passen. 🙂
Zum Einsatz kam: umgenähtes Tragetuch von Hoppediz, Modell “Nairobi”, original Länge 5,65 m (5,8 m) = Gr. 7/8.
im langen Tragetuch
Auch mit einem nicht umgenähten langen Tuch kann man die Schmetterlingstrage binden, da man die Funktion der Stofftunnel durch einen Knoten in der Haupttuchbahn und geschicktes Legen der Tuchstränge durch den Knoten hindurch imitieren kann. Hierbei hat man sogar die Wahl zwischen zwei verschiedenen Varianten.
Wie immer klingt es komplizierter aus, als es eigentlich ist. 🙂
Variante mit quer verlaufendem Tuch
Diese Variante ist analog der Bindeweise mit dem umgenähten Tuch.
Variante mit V-förmig verlaufendem Tuch
Bei dieser Variante ist der Tuchverlauf wie bei der Bindeweise mit zwei Ringen: Die Tuchmitte kommt in der Mitte des Brustkorbs zum Liegen, die Tuchbahnen links und rechts der Mitte verlaufen über die Schultern auf den Rücken und bilden die Schenkel vom “V”.

Los geht es mit dem Suchen der Tuchmitte. Ist diese gefunden, macht man dort einen einfachen Knoten hinein (siehe 2. Foto von links). Diesen Knoten lässt man locker und bringt ihn in Form: Man zieht die Schlaufen, welche der Knoten bildet, so auseinander, dass zwei “Löcher” entstehen – genau an den mit “O” gekennzeichneten Stellen auf den Fotos. Dann legt man sich die Tuchbahnen so auf die Schultern, dass der Knoten vorn mittig liegt. Die beiden Schlaufen des Knotens, die die “Löcher” bilden, sollen beide unten, unterhalb des Tuchstrangs, sein.
Schließlich überkreuzt man die Tuchbahnen hinten auf dem Rücken und holt sie wieder nach vorn, ohne dass sie in sich verdreht sind (siehe Fotos rechts).

Nun nimmt man sich eine Tuchbahn nach vorn, greift mit der gegenseitigen Hand durch das gleichseitige “Loch” im Knoten und zieht die Tuchbahn dort hindurch. Das Gleiche macht man mit der anderen Tuchbahn (siehe die beiden Fotos links). Jede der Tuchbahnen verläuft durch ein eigenes “Loch”, welches jeweils von den Schlaufen des Knotens gebildet wird.
Im nächsten Schritt nimmt man sich die herabhängende Tuchbahn und führt sie von innen in die Tuchbahn ein, in der das Kind später sitzen wird (X). Das ist auf dem dritten Foto von links und auf dem zweiten Foto von rechts dargestellt. Danach legt man das Tuchende (Z) über die Tuchbahn, in dem das Kind später sitzen wird (X), sodass das Tuchende (Z) außen nach unten hängt. Dieses herabhängende Tuchende schiebt man weit nach hinten auf den Rücken. Unter der Tuchbahn, in der das Kind sitzen wird (X), befindet sich nun eine Tuchstrangschlaufe (Y), wie es auf dem dritten Foto von rechts und dem Foto ganz rechts gut zu sehen ist.
Jetzt folgen drei wichtige Schritte, die man nicht vergessen sollte:

1. das Festziehen des Knoten, wie es im linken Foto zu sehen ist
2. das Hochziehen des Knotens, wie es auf dem mittleren Foto gemacht wird,
3. das Verlagern des Knotens zur gegenüberliegenden Schulter hin, wie das rechte Foto es zeigt
Jetzt kann es losgehen! 🙂

Man lässt das erste Kind von oben in die Tuchbahn, die dann über seinem Rücken aufgefächert wird (X), und in die Tuchstrangschlaufe (Y) hineingleiten, wobei man darauf achtet, dass sich das Tuchende (Z) seitlich neben bzw. hinter dem Kind befindet (siehe linkes Foto). Während eine Hand das Baby von unten hält, zieht die andere die Tuchbahn “X” bis nach oben in seinen Nacken. Dann formen beide Hände zusammen das Beutelchen um den Po des Kindes (siehe 2. Foto von links).
Anschließend geht es an das Festziehen der Tuchbahn – Strähne für Strähne – durch die nun festgezogene Schlaufe des Knotens hindurch (siehe 3. Foto von links). Um die straffgezogenen Tuchsträhnen zu bändigen, dreht man den Tuchstrang “Y” noch etwas ein, wie es auf dem dritten Foto von rechts zu sehen ist.
Danach geht es an das Straffziehen des Tuchs am Tuchende (Z), wobei man auch hier Tuchsträhne für Tuchsträhne kräftig festzieht (siehe die beiden rechten Fotos), ehe man das Tuchende einfach wieder herabhängen lässt.
Nun kann das zweite Baby eingebunden werden:

Hierbei gibt es drei vorbereitende Schritte, die sehr wichtig sind:
Zuerst schiebt man das erste Kind seitlich nach hinten, unter dem eigenen Arm hindurch und sorgt dafür, dass die Tuchbahn über der Schulter, auf der das Gewicht dieses Kindes liegt, bis über die Schulter gezogen ist (siehe Foto links). Sonst könnte diese Tuchbahn später, beim Hineinsetzen des zweiten Kindes, zu weit zum Hals rutschen und dort einschneiden.
Danach bringt man Ordnung in die Tuchstränge, macht sich also bewusst, welches die Tuchbahn ist, in dem das Baby gleich sitzen wird (X), zieht die Tuchstrangschlaufe “Y” nach unten und schiebt den Tuchstrang weit nach hinten, sodass das Tuchende (Z) sehr weit seitlich bzw. fast am Rücken nach unten hängt.
Die nächsten Schritte macht man genau wie beim ersten Kind: das Hineingleiten-Lassen in Tuchbahn “X” und Tuchstrang “Y”, das Auffächern der Tuchbahn über dem Rücken des Kindes, das Formen des Beutelchens um Babys Po, das Festziehen der Tuchbahn Strähne für Strähne, insb. im Nackenbereich des Babys (siehe Foto rechts) …

… sowie an der unteren Tuchkante, die in die Kniekehlen des Babys verläuft (siehe Foto links). Auch das Eindrehen des Tuchstrangs “Y” und das Festziehen des Tuchendes sind gleich.
Schließlich hebt man seinen Arm wieder über das Kind, welches zuerst eingebunden wurde, und schiebt es nach vorn. Jetzt stellt sich die Frage: “Sind beide Kinder noch in der optimalen Höhe oder hat sich etwas gelockert?”

Falls das erste Kind nicht mehr optimal sitzt, sondern tiefer und nicht mehr in Spreiz-Anhock-Haltung – so wie es auf dem linken Foto der Fall ist – muss man den Sitz noch einmal korrigieren: das Kind in der Tuchbahn ggf. ein Stück nach hinten schieben, um vorn die Tuchbahn weiter festziehen zu können, das Beutelchen um den Po wieder so gestalten, dass es bis in die Kniekehlen und vorn in Nabelhöhe des Babys reicht …
Wenn das geschafft ist, geht es an das finale Verknoten der Tuchenden hinten am Rücken:

Zuerst macht man einen einfachen Knoten (siehe linkes Foto), dann zieht man die Tuchenden weit auseinander – bis es sich richtig stabil anfühlt (wie auf dem Foto in der Mitte). Einen Doppelknoten muss man nicht unbedingt machen, da der einfache Knoten erfahrungsgemäß durch die Reibung des Tuchs hält.
Ganz zum Schluss sollte man die Tuchbahnen an der Schulter noch breitziehen bzw. die Innenkanten vom Hals weg nach außen umschlagen.
Dann ist es fertig:

Für das Herausnehmen ist es ggf. nötig, den einfachen Knoten der Tuchenden auf dem Rücken entweder zu lockern oder ganz zu lösen.

Dann kann das Kind von unten her aus Tuchstrang und Tuchschlaufe “befreit” werden, sodass es selbst nach unten auf den angewinkelten Oberschenkel “aussteigen” kann.
Das zweite Kind sitzt dann ein bisschen lockerer im Tuch, was aber durch ein erneutes Verknoten und intensives Festziehen der Tuchenden behoben werden kann, sofern es als alleiniger Tragling noch eine Weile im Tuch bleiben soll.
Sitzen keine Kinder mehr im Tuch, kann man es, so gebunden wie es ist, abnehmen und ablegen oder an die Garderobe etc. hängen, um es sich später wieder umzumachen – genau wie es bei der Anleitung mit dem umgenähten langen Tuch zu finden ist.
Zum Einsatz kam: Tragetuch von Hoppediz, Modell “Montreal”, Länge 5,6 m (5,85 m) = Gr. 7/8.
im Tragetuch mit einem Ring
im langen Tragetuch
…
im mittellangem Tragetuch
Verwendung mit Ring hinten …
im Tragetuch mit zwei Ringen
im langen Tragetuch

…
Zum Einsatz kamen: Tragetuch von Didymos, Modell “Doubleface Lenz”, Länge 5,0 m (5,2 m) = knappe Gr. 7 sowie Ring Gr. XL.
im mittellangen Tragetuch
…
Bindeweisen, die sich nicht bewährt haben
Diese möchte ich Dir auch gern zeigen, weil sie sich eignen, das Verständnis zu fördern, worauf es ankommt und wo Fehlerquellen liegen.
Bei unseren Anstrengungen, passende Bindeweisen für zwei Kinder mit einem Tuch zu finden, haben wir viel ausprobiert – eigene Ideen als auch Bindeweisen, die wir auf Fotos gesehen hatten. Häufig sind wir auch gescheitert …, haben uns gefragt, wie das gehen soll, wo unsere Denkfehler liegen …
Schließlich bin ich zu dem Schluss gekommen, dass bei der Schmetterlingstrage zwei Bedingungen erfüllt sein müssen:
- Die Haupttuchbahn, in welcher beide Kinder sitzen, darf nicht von einem zum anderen Kind hin verrutschen. Gleiches gilt, wenn die Kinder in verschiedenen Tuchbahnen sitzen: Diese dürfen sich nicht gegeneinander verschieben.
Sonst würde Folgendes passieren:
Das Kind, welches als erstes im Tuch sitzt, würde nach unten rutschen, noch ehe man das zweite Kind hineingesetzt hat, da es Tuchstoff, welcher für das zweite Kind vorgesehen ist, “klaut”. Für das zweite Kind wäre das Tuch dann viel zu eng, sodass man es gar nicht erst hineinsetzen kann. - Die Tuchstränge, die für das Festziehen der Tuchbahnen genutzt werden, müssen einer solchen Reibung ausgesetzt sein, dass sie auch halten, wenn der finale Knoten aus beiden Tuchenden noch nicht gemacht wurde.
Sonst würde Folgendes passieren:
Beim Einbinden des zweiten Kindes würde sich das Tuch um das erste Kind wieder lockern und das Kind würde ein Stück weit nach unten rutschen, nicht mehr in der optimalen Position sitzen.
Beim Herausnehmen des ersten Kindes würde sich das Tuch um das zweite Kind lockern, sodass dieses nicht mehr ausreichend gesichert wäre.
Mithilfe der folgenden Beispiele wirst Du das gut nachvollziehen können:
im Tragetuch ohne Ring, doppelt gekreuzt verlaufend
Für diese Bindevariante wird das Tuch wie bei der Doppelkreuztrage gebunden und in jeden der beiden unteren Schenkel des vorderen Tuchkreuzes wird jeweils ein Kind gesetzt.
In einem früheren Bindeanleitungen-Heft einer bekannten Tragetuchfirma war diese Variante dargestellt mit der Überschrift “Auch für Zwillinge geeignet!”. So habe ich diese Bindeweise auch gleich ausprobiert, als Tragepuppe Friedrich bei uns eingezogen war und Tragepuppe Franz nicht mehr der einzige Übungs-Tragling war. Doch wie ich auch probierte: Das Hineinsetzen beider Tragepuppen nacheinander wollte nicht gelingen – jedenfalls nicht ohne fremde Hilfe. Doch anstatt einfach aufzugeben und das Thema ad acta zu legen, begann ich nun, alle möglichen anderen Varianten auszuprobieren … Somit war das der Zündfunken für die Entstehung des Schmetterlingstragetuchs und dieser Internetseite hier 🙂 .
Hier nun die Illustrationen zur Doppelkreuztrage für zwei Babys mit ihren Herausforderungen:

Das Tuch wird wie bei der Doppelkreuztrage für einen Tragling vorgebunden, allerdings ein bisschen lockerer. Das Vorbinden des Tuchs wird mit einen Doppelknoten abgeschlossen.
Die Babys werden später in den beiden unteren Tuchbahnen des Kreuzes sitzen, die im 2. Foto von links gut zu sehen sind. Da diese Tuchschlaufen gegeneinander beweglich sind, eine Schlaufe also kleiner wird, wenn die andere größer wird, braucht man zum Hineinsetzen der Kinder entweder einen Helfer oder wenigstens ein paar Hilfsmittel, damit auch für das zweite Kind noch Platz zum Hineinsetzen da sein wird. Bei dem Bindeversuch auf den Fotos habe ich mir deshalb eine Erhöhung zum Aufstellen meines Beins vorbereitet sowie ein recht dickes Kissen als Platzhalter ausgewählt (siehe Fotos rechts).
Das Kissen wird in die Tuchschlaufe gestopft, in die das zweite Kind später hineingesetzt werden wird.
Nun folgt das Hineinsetzen des ersten Kindes, was recht unproblematisch möglich ist. Durch das Umschlagen und Ziehen der Tuchbahn an der gegenüberliegende Schulter nach außen und unten kann man das Tuch am Körper des Kindes gut straffen bzw. in Form bringen. So weit, so gut. 🙂
Jetzt kommt der schwierigere Teil, das Hineinsetzen des zweiten Kindes:

Dazu wird das erste Kind etwas nach hinten geschoben, das zweite Kind zu sich genommen, das eigene Bein so angestellt, dass Kind eins auf dem Oberschenkel sitzen kann und sein Gewicht das weitere Einbinden nicht stört. Schließlich muss das Platzhalter-Kissen aus der Tuchschlaufe herausgezogen werden, damit Platz für Kind zwei entsteht (siehe Foto links). Dann wird es von oben in die Tuchbahn gesetzt und diese angepasst. Sitzen nun beide Kinder in ihrer Tuchschlaufe, ist es möglich, sich wieder aufzurichten und noch Anpassungen, z. B. am Tuchverlauf über den Schultern, vorzunehmen.

Jetzt könnte es sein, dass man bemerkt, dass Kind eins weiter unten sitzt bzw. hängt als Kind zwei. Hebt man das Kind, was etwas weiter oben und straffer eingebunden sein soll, nun nach oben und zieht die entsprechende Tuchbahn am Rücken straff, kommt man dem Ziel schon etwas näher … wenn man nicht bald feststellen würde, dass ein Aufmachen des Knotens und ein erneutes Verknoten der Tuchenden anatomisch nicht möglich ist, da die beiden Kinder im Weg sind.
Einen Versuch war es wert, auch wenn ich die Nachahmung mit echten Kindern nicht empfehle.

Foto links: das Resultat des Einbindeversuchs mit Erhöhung zum Anstellen eines Beins und mit Platzhalter-Kissen
Foto in der Mitte: das Resultat eines Einbindeversuchs mit Erhöhung zum Anstellen eines Beins, jedoch mit Verzicht auf das Platzhalter-Kissen
Das Herausnehmen des ersten Kindes ist nur möglich, wenn das eine Bein wieder so angestellt wird, dass das zweite Kind auf dem Oberschenkel sitzen kann und sein Gewicht nicht auf das Tuchkreuz wirkt. Problematisch wird der nächste Schritt, sofern kein Helfer zur Seite ist, der das eben herausgenommene Kind zu sich nimmt. Dann muss man nämlich beide Kinder halten, da das im Tuch verbliebene Kind ohne zusätzliche Stabilisierung weit, weit nach unten rutschen würde (siehe Foto rechts).
Mein Fazit: Bei dieser Bindeweise können Situationen entstehen, die gefährlich sind. Deshalb sollte man sie keinesfalls allein mit zwei Kindern binden und am besten ganz auf sie verzichten und stattdessen eine der oben beschriebenen Bindeweisen wählen.
Zum Einsatz kam: Tragetuch von Hoppediz, Modell Madrid, Länge 4,7 m (4,9 m) = Gr. 6.
im Tragetuch ohne Ring, quer verlaufend, mit “verwebten” Tuchsträngen

Diese Variante wird vorgebunden wie die Wickelkreuztrage. Dann werden die nach vorn kommenden Tuchstränge erst überkreuzt, der vordere hinter der Haupttuchbahn durchgeführt, der hintere davor, dann werden die beiden Tuchstränge noch einmal umeinander gedreht. Schließlich werden sie links und rechts in die Haupttuchbahn von innen eingehangen. Alle weiteren Schritte sind wie bei der Schmetterlingstrageweise mit dem umgenähten Tragetuch.
Durch das “Verweben” der Tuchstränge kombiniert mit ihrem Verlauf innerhalb der Tuchbahn hinten am Rücken halten diese recht gut, wenn sie straffgezogen wurden. Aber: Die Haupttuchbahn ist vorn nur zwischen den zwei Tuchsträngen eingeklemmt, sodass sie zwischen den Kindern beweglich ist. Damit ist eine der Grundbedingungen für das Gelingen der Schmetterlingstrage nicht erfüllt.
Zum Einsatz kam: Tragetuch von Hoppediz, Modell “Delhi light”, Länge 5,15 m (5,3 m) = knappe Gr. 7.
im Tragetuch ohne Ring, V-förmig verlaufend, mit umeinandergelegten Tuchsträngen
Diese Bindeweise hatte ich auf der Internetseite einer Trageberaterin gesehen. Sie ist die Inspiration für die oben beschriebene Bindeweise mit dem langen Tragetuch, was V-förmig verläuft, und bei der die Tuchstränge durch einen einfachen Knoten in Tuchmitte gezogen werden.

Hier fehlt der Knoten. Die von hinten unten kommenden Tuchstränge werden nur durch den oben auf der Brust verlaufenden Tuchstrang durchgefädelt und um ihn herumgelegt (siehe Foto links). Dadurch gibt es an dieser Stelle etwas Reibung, aber nicht genug.
Erschwerend kommt dazu, dass beim Einbinden eines schweren Kindes der V-förmige Tuchstrang nachgibt und das “V” immer weiter nach unten rutscht (wie auf dem 2. Foto von links mittels Pfeil dargestellt). Natürlich ist es möglich, den Tuchstrang an dieser Stelle auch wieder nach oben zu ziehen (wie auf dem 2. Foto von rechts), doch lässt man ihn los, rutscht er wieder nach unten (siehe rechtes Foto). Würde ein zweiter Erwachsener mit helfen und das erste Kind zusätzlich stützen, ließe sich das Tuch-“V” sicherlich in der optimalen Lage halten. …

Hat man aber keinen Helfer zur Seite und versucht, das zweite Kind einzubinden, wird man feststellen, dass das erste Kind nun doch recht locker im Tuch hängt. Vielleicht gelingt es mit viel Geduld, nochmal alles straffzuziehen, wenn beide Kinder im Tuch sitzen, aber ich wusste beim Einbinden irgendwann nicht mehr, wo ich mit den Korrekturen anfangen sollte, ohne dass sich an einer anderen Stelle wieder etwas lockert.
Zum Einsatz kam: Tragetuch von Hoppediz, Modell “Montreal”, Länge 5,6 m (5,85 m) = Gr. 7/8.
im Tragetuch mit einem Ring, V-förmig verlaufend

Bei dieser Bindeweise wird ein großer Ring in die Mitte des Tuchs durch Bildung einer Schlaufe eingebunden. Die Position des Ringes am Tuch ist nicht verschieblich. Somit ist klar definiert ist, wieviel Tuchstoff jedem der Kinder zur Verfügung steht. Kein Kind kann dem anderen Kind Tuchstoff “klauen”, womit die erste Bedingung für eine gelungene Schmetterlingstrage erfüllt ist.
Die Tuchbahnen werden auf dem Rücken gekreuzt und vorn durch den Ring gefädelt. Die Tuchenden werden von innen in die Tuchbahnen, in denen die Kinder sitzen werden, eingehangen.
Das Hineinsetzen der Kinder funktioniert anfangs wie bei der Hüftschlinge mit einem Ring und wird dann wie bei der Schmetterlingstrage mit dem umgenähten Tragetuch vollendet (siehe mittleres Foto und zweites Foto von rechts), einschließlich des Verknotens der Tuchenden auf dem Rücken.
Was sind nun das Mankos bei dieser Bindeweise?
Im Ring werden die Tuchstränge nicht durch Reibung gehalten. Nur das Hochziehen des Tuchstrangs innerhalb der Tuchbahn in Rückennähe (wie im zweiten Foto von rechts zu sehen) bringt etwas Reibung und damit Halt. Das ist zu wenig. Somit ist die zweite Bedingung für die Schmetterlingstrage nicht erfüllt.
Außerdem hat sich gezeigt, dass der Metallring beim Herausnehmen der Kinder deren Köpfe streift, was eine Verletzungsgefahr darstellt, die nicht sein sollte.

Auf dem Foto in der Mitte kann man gut erkennen, dass das eine Kind nach dem Herausnehmen des anderen Kindes (verbunden mit der Öffnung des finalen Knotens der Tuchenden) heruntergerutscht ist. Das ist nicht nur unangenehm, sondern auch gefährlich!
Auf den beiden rechten Fotos geht es um die Nähe des Ringes zum Kopf beim Herausnehmen. Das bewusste Weghalten des Ringes aus Kopfnähe hat nicht funktioniert.
Zum Einsatz kamen: Tragetuch von Didymos, Modell “Doubleface Lenz”, Länge 5,0 m (5,2 m) = knappe Gr. 7 sowie Ring Gr. XL.